Hoch und Trocken – August 2022
Seit Wochen leidet Mitteleuropa erneut unter den klimatischen Bedingungen. Hohe Temperaturen und anhaltende Trockenheit haben den Pegel des Untersees auf historische Tiefstände fallen lassen. Mitten in der Segelsaison setzt ein fast verzweifelter Tauschhandel bei den am Bodensee sowieso knappen Liegeplätzen ein.
Auch viele Holzbootbesitzer müssen Ihre geliebten Schmuckstücke bei Temperaturen von 40°C und mehr aus dem Wasser nehmen in der Hoffnung, sie mit feuchten Decken, Schattenplätzen und Bewässerung des Standplatzes einigermassen unbeschadet über den Sommer zu bringen.
Einmal mehr bewundere ich in dieser Situation die Bootsbauer, die in der aufgeheizten Werfthalle schwitzend den vielseitigen Herausforderungen ihres Berufes begegnen. Die automatische Luftbefeuchtungsanlage an der Decke sorgt dafür, dass ab und an ein leichter kühlender Hauch die Haut streift. Trotzdem ist die Luft trocken. Die grossen Mengen Holz, saugen die ausströmende Feuchtigkeit regelrecht auf.
Nach monatelanger eher grober Arbeit widmen sich Axel und Co sich seit einiger Zeit den Feinheiten des Bootsbaus. Der edle Innenausbau ist anspruchsvoll. Passgenau sollen sich die feinen Möbel in jede erdenkliche Rundung der gewölbt und geschwungenen Rumpfform fügen. Der Einbau der zum Teil bereits vorab lackierten Stücke gleicht einem «Tetris-Spiel». Ständig wird vor Ort in den unmöglichsten Körperhaltungen gemessen, angepasst und eingesetzt. Einzelne Teile müssen zur weiteren Bearbeitung wieder aus dem Rumpf herausgebracht werden. Vorsichtig zirkeln die Bootsbauer diese dann an dem schon eingepassten Inventar und ersten stabilisierenden Decksbalken vorbei. Mit jedem fertig eingesetzten Möbelstück wird der Raum enger und damit die Koordination unter den 4 – 5 Handwerkern die gleichzeitig mit den Arbeiten im Rumpf beschäftigt sind anspruchsvoller.
Je weiter der Arbeitstag voranschreitet, desto deutlicher zeichnen sich auch Anstrengung und Erschöpfung auf ihren Gesichtern ab. Der kleinteilige Rumpfausbau wird noch viele Wochen in Anspruch nehmen, der Sprung in den See nach Feierabend bietet jedoch schon lange nicht mehr die ersehnte Abkühlung.