Geduldsprobe – Juli 2023
Geduld ist von allen Beteiligten gefragt. Noch vor einem Jahr sah es so aus, als ob die MARABU am 8. Juni 2023 feierlich und vor allem schwimmend dem neuen Eigner übergeben werden könnte. Nun hat es nicht ganz gereicht. Doch der Termin ist gesetzt und gefeiert wird trotzdem. Für die Gäste scheint das imposante Schiff in der Werfthalle sogar noch spannender zu sein. Sie bewundern das Unterwasserschiff, löchern die Bootsbauer mit Fragen, erklimmen die „zweite Etage“ auf Höhe des Decks, erkunden die Kajüte von innen und durch das noch offene Kajütdach von aussen. So erhalten sie Einblicke in den Bootsbau und in MARABU, die es so wohl kaum je wieder geben wird.
Mittlerweile ist die Mittellage aus Sperrholz auf der Unterkonstruktion fast vollständig verlegt und die Bootsbauer arbeiten an den ersten Teakleisten des Belags. Aber warum dauert das alles eigentlich so lange. Neubauten in vergleichbarer Grösse werden bei der Martin Werft schliesslich in 1 – 2 Jahren fertig gestellt.
In der ersten Phase zwischen 2017 und 2018 arbeitete Bootsbaumeister Axel weitgehend allein an MARABU. Eine weitere Standzeit hätte den Zustand der einst stolzen Yacht weiter verschlechtert und so füllte die Restaurierung ohne Investor kleine Lücken in den vollen Auftragsbüchern der Werft. Nach einer Baupause und Corona ging es dann Ende 2021 mit neuem Eigner und mehr Personal weiter.
Doch eine Restaurierung verlangt von den Bootsbauern deutlich mehr Aufmerksamkeit als ein Neubau. Mit viel Fingerspitzengefühl wird gleichzeitig sowohl zurück- als auch aufgebaut. Immer wieder muss der Rumpf währenddessen aufwändig mit neuen Verstrebungen ausgesteift werden. Gleichmässige klimatische Bedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Halle spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. So werden im Winter zum Beispiel Heizelemente, die sich in Rumpfnähe befinden heruntergeregelt und dafür weiter entfernte stärker beheizt um eine gleichmässige Wärmeverteilung um die MARABU herum zu garantieren.
Der Aufwand sowie die damit verbundene Geduld zahlen sich schliesslich aus. Alle tragenden Teile sind nun vollständig restauriert. Axel kann den staunenden Gästen stolz berichten, dass der Rumpf der MARABU auch jetzt exakt im Lot und in der gleichen „Topform“ ist wie zum Zeitpunkt der Auslieferung 1935 bei Abeking & Rasmussen.